Der ukrainische, in Deutschland lebende Regisseur Sergei Loznitsa ("Im Nebel", "Maidan") beobachtet Besucher der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin. Mit der Kamera nimmt er die Touristenmassen ins Visier, die sich auf dem Gelände tummeln und den Blick auf die Geschichte quasi versperren. In dem Schwarz-Weiß-Film entsteht ein irritierender Widerspruch zwischen dem Ernst des Ortes, an den die Besucher erinnert werden wollen, und ihrer schieren Masse und Unbekümmertheit. Die Menschen str [mehr..]
4 / 10
Veröffentlicht: 17.12.2016
Filmgazette
Ein Dokumentarfilm über KZ-Touristen. Ströme von Besuchern aus dem In- und Ausland. Gedränge. Regisseur Sergei Losnitza, Ukraine, lässt sie vor der Kamera passieren. Er fragt sich was. Was treibt die Menschen an? KZ-Massentourismus an einem heißen Sommertag. Regenschirme au [mehr..]
Veröffentlicht: 12.12.2016
critic.de
Das Gedenken im lauten Schwall der Gegenwart: Sergei Loznitsas Porträt der Gedenkstätte Sachsenhausen löst das Lager vollständig in der Dynamik der Menschenmassen auf. Ein Film, der hilflos zurücklässt. Wie zwei Herzklappen öffnen und schließen sich die dünnen Holztüren der Baracke, rhythmisch schlagend unterteilen sie den nicht abreißenden Menschenstrom, kontrollieren den Andrang der Körper, verhindern ein gefährliches Stocken und Aufstauen. Aber die Türangeln quietschen bereits bedrohlich, das System scheint knapp an seiner Belastungsgrenze zu laufen, als könne es unmöglich noch weitere Reisegruppen, Schulklassen oder verirrte Einzeltouristen in seinen Kreislauf aufnehmen. Alles ist konstante Bewegung, und die Notwendigkeit, diese Bewegung ohne Zwischenfälle aufrecht zu erhalten, scheint sämtliche Ressourcen der Anlage in Anspruch zu nehmen – jede andere Wirkung, jeder andere Zweck wird von diesem übergeordneten logistischen Imperativ verdrängt. [mehr..]
Veröffentlicht: 12.12.2016
epd Film
Sergei Loznitsas neuer Film »Austerlitz« bewegt sich zwischen Dokumentation und Essay, könnte aber auch gut als Videoinstallation funktionieren: Er macht den Kinozuschauer zum Beobachter der Besucher einer Konzentrationslagergedenkstätte und bringt so die Widersprüche zwischen Gedenken und Tour [mehr..]